Blackout – für den Notfall vorgesorgt?
Seit mehreren Jahrzehnten gibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ heraus. Inzwischen erschien im Dezember 2018 die 6. überarbeitete Auflage.
Als der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) im Jahr 2016 das neue, respektive überarbeitete Zivilschutzkonzept vorstellte war dies heftig umstritten. Ihm wurde Panikmache vorgeworfen.
Er betonte damals jedoch nur „Die nicht mehr ausschließbare Gefahr von Attacken auf unsere Infrastruktur sowie mögliche Naturkatastrophen“. Sei es ein Cyber- oder Terrorangriff sowie der Ausfall von Kraftstoff-, Strom- und/oder Wasserversorgung - das alles sind kritische Infrastrukturen, welche unser empfindliches Gefüge schon innerhalb kürzester Zeit durcheinanderbringen können.
Am Beispiel von Berlin-Köpenick (wo in der Nacht vom 19. auf den 20.02.2019 der Strom für geschlagene 31 Stunden in mehreren 10.000 Haushalten ausfiel) wurde plakativ bewiesen, dass wir - auch in den eigenen vier Wänden - gewisse Vorsorge treffen müssen. In diesem Fall hatte eine Baufirma nacheinander zwei 110-Kilovolt-Leitungen mit je drei einzelnen armdicken Kabeln durchtrennt.
Hierbei handelte es sich nur um einen begrenzten Bereich und wenige Stunden. Was aber tun wir, wenn die Energie- und/oder die Wasserversorgung in langandauernden Hitze- oder Kälteperioden längere Zeit ausfällt? Wie resilient, wie anpassungsfähig ist unsere deutsche Gesellschaft im Hinblick auf die Abhängigkeit von der Stromversorgung?
Katastrophen gehören leider zum Leben dazu. Fast wöchentlich kann man weltweit über Katastrophen und größere Schadensereignisse in den vielfältigen Medien lesen und Bilder von Zerstörung und Leid wahrnehmen. Dabei gibt es nicht nur die großen Katastrophen, die ganze Landstriche für längere Zeit betreffen. Ein örtlicher Starkregen, ein schwerer Sturm, in der Folge ein Stromausfall oder ein Hausbrand können für jedes Individuum, jede Familie eine ganz persönliche Katastrophe darstellen, welche es zu bewältigen gilt. Nehmen auch Sie sich die Zeit über Ihre persönliche Notfallplanung nachzudenken!
Viele denken „Deutschland ist doch für solche Fälle gut vorbereitet.“ Aber…
In Deutschland gibt es viele Einrichtungen, die bereitstehen, um Gefahren abzuwehren. Feuerwehr,Polizei, Rettungsdienste sowie die ehrenamtlichen Einheiten des Bevölkerungsschutzes (ASB, DRK, JUH, MHD, Regieeinheiten und THW) stehen zur alltäglichen Hilfe bereit. Ergänzt werden sie im Notfall durch weitere Hilfskräfte, so z. B. von der Bundespolizei oder der Bundeswehr. So sind wir in Deutschland grundsätzlich gut vorbereitet auf den Umgang mit Katastrophen.
Aber auch die beste Hilfe ist nicht immer sofort zur Stelle. Bei einer großflächigen und sehr schweren
Katastrophe können die Rettungskräfte nicht überall sein. Wenn Sie sich und Ihren Nachbarn selbst
helfen können, sind Sie klar im Vorteil. Es kommt dann auf jeden Einzelnen an… Sind Sie vorbereitet? Können Sie sich und anderen helfen? Wissen Sie, was zu tun ist?
Wenn nicht, können Sie sich über unter www.bbk.bund.de den Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen bestellen oder einfach herunterladen.
Zudem können Sie mit der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App NINA, wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einem Großbrand erhalten. Optional auch für Ihren aktuellen Standort. Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserinformationen der zuständigen Stellen der Bundesländer sind ebenfalls in die Warn-App integriert.
Für den DRK Kreisverband Heilbronn ist und bleibt die Notfallvorsorge ein wichtiges Thema:
• Zum einen wurde zum 2. Planungsstab im Oktober 2018 eine Projektgruppe „Blackout“ für diese
besonderen Einsatzlagen gegründet.
• Zum anderen wurde das Thema „Blackout“ im Februar 2019 zur Klausurtagung im Kloster Schöntal von den obersten Leitungskräften des DRK Haupt- und Ehrenamtes nach einem Impulsvortrag von Harald Schugt von allen Seiten beleuchtet.
Dabei kam man nahezu einstimmig auf interessante sowie pragmatische, jedoch auch kostspielige Erkenntnisse und Lösungsansätze, welche den Kreisverband noch lange beschäftigen werden. Einige Einschnitte in unserem „Wohlfühlbereich“ (100% sofortige Verfügbarkeit von allem und jedem) werden wir alle in so einer Lage jedoch hinnehmen müssen.
René Rossow (Rotkreuzbeauftragter für den Katastrophenschutz)